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DIE MUTTER: Weil du zuviel gehaßt hast.
DER REBELL: Weil ich zuviel geliebt habe.
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Albert Camus – Fragen der Zeit
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In meinen fotografisch-dokumentarischen Arbeiten (1993–2020) habe ich mich eingehend mit zahlreichen Krisenregionen in Asien, Afrika und Europa befasst. Dabei habe ich in den vergangenen Jahren einen geographischen Bogen vom indischen Subkontinent über die Region Pakistan und Afghanistan bis hin zum Balkan betont. Ein Großteil dieser Arbeiten on isolation: fragmented peripheries zielt darauf ab, die historischen wie gegenwärtigen Zusammenhänge von Gewaltereignissen, Raumordnungen und Migrationsphänomenen fotografisch und im Medium der künstlerischen Collage sichtbar zu machen. Den entstehenden Objekten kommt dabei zugute, dass ich mich über die Jahre hinweg wiederholt in den entsprechenden Regionen aufgehalten habe und mit mehreren Bildschichten arbeiten kann
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Lyari-Distrikt: Die Infrastruktur ist in keiner Weise in der Lage, die Bevölkerungsexplosion zu bewältigen. Oft bricht das System zusammen, und die Arbeiter sind tagelang zu Hause gestrandet. Wasser und dessen Mangel ist ein wesentliches Problem. Frustriert über den Mangel an Infrastruktur graben die Bewohner selbst und versenken wahllos Brunnen. Aber mehr als 95% dieser provisorischen Brunnen weisen hohe Konzentrationen von Blei und Chloriden auf, die durch Lecks in Industrieanlagen verunreinigt sind, was sie für den Verbrauch unbrauchbar macht. Hepatitis, Durchfall und andere Darmprobleme sind in der ganzen Stadt weit verbreitet. Die Dromedare werden in den Slums von Karachi für den Transport von Lasten eingesetzt – in dieser kontaminierten, urbanen Wüste sind sie neben Ratten die Lebewesen, die dort am längsten überleben
Generation ohne Abschied – Wolfgang Borchert
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Wir sind eine Generation ohne Bindung und ohne Tiefe. Unsere Tiefe ist der Abgrund. Wir sind eine Generation ohne Glück, ohne Heimat und ohne Abschied. Unsere Sonne ist schmal, unsere Liebe grausam und unsere Jugend ist ohne Jugend. Und wir sind die Generation ohne Grenze, ohne Hemmung und Behütung.
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Aber sie gaben uns keinen Gott mit, der unser Herz hätte halten können, wenn die Winde dieser Welt es umwirbelten. So sind wir die Generation ohne Gott, denn wir sind die Generation ohne Bindung, ohne Vergangenheit, ohne Anerkennung
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Erlangen – august 30th
troubled shores / second draft (Neelen) – august 27th
Erlangen – august 24th
august 21st
troubled shores / first draft (Ermisch/Böwig)
Team
Wolf Böwig – Idee, Foto, Collage
Habbo Knoch – Expose, Konzept
Thilo Thielke – Text
Bernhard Neelen – Konzept, Umsetzung
Christoph Ermisch – Grafik, Koordination
Barbara Seifert, Moritz Stoepel – Stimme
Jörg List – Umsetzung
august 16th
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Hast du dir schon einmal überlegt, was ein Nervenschock eigentlich ist?
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Bei jedem Schreck wird irgendein Eindruck vors Bewußtsein gebannt. Man starrt den Eindruck an. Aber der ist gerade unwesentlich. Wer die Geisteskraft hätte, sich bei einem unerwarteten Ereignis frei umzusehen, könnte nicht erschrecken. Du quälst dich mit irgendeiner Vorstellung. Aber die ist ganz gleichgültig.
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Und sieh mal dort den blühenden Kirschbaum – deshalb habe ich dich nämlich hergeführt -, sieh ihn dir mal an
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died without ever having had to ask themselves: „If they tear out my fingernails, will I talk?“. But even happier are others, barely out of their childhood, who have not had to ask themselves that other question: „If my friends, fellow soldiers, and leaders tear out an enemy’s fingernails in my presence, what will I do?“
Jean Paul Sartre
Europa in Trümmern – Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944-1948
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Um die Verbitterung der Menschen in Europa zu verstehen, müssen wir uns, die wir niemals unter der Erde bis zum Tode eingekerkert sein werden, diesen Schrecken vor Augen halten.
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Hier waren Männer und Frauen eingeschlossen gewesen, ohne Decke oder Licht; hier lebten sie, solange ihre Körper durchhielten. In den Winkeln der Steinmauern sind die Asche und Reste kleiner Feuer zu sehen. … An den Wänden stehen Namen, mit Holzkohle geschrieben: als hätte ein Mann oder eine Frau im Sterben das wilde Bedürfnis verspürt, in diesem schwarzen Schweigen noch ein Wort oder einen Schrei zu hinterlassen
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Martha Gellhorn – Paris, September 1944
On the ground are some things I would rather not to describe in detail,
but among them the torso and head of a young woman who has blown herself up. Parts of the people she killed are also lying around. I learn later that her name is Rajana Devi and she was in her late twenties.
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I am left with the imagining of her last seconds; of the sound of voices and traffic, the curious expressions of those around her, and whatever thought, who knows what it was, that went through her mind before the blinding flash of oblivion