july 25

july 15th

july 14th

july 13th

…et Marseille

spinach, leek, beetroot, onion, raspberry, apple, applejuice – july 12th
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june 25

june 30th




june 29th
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may 2025


Liebe Anwesende,
ich bedanke mich sehr für die Einladung heute hier sprechen zu dürfen. Ich wurde gebeten – da ich Wolf Böwig mittlerweile schon seit mehr als 15 Jahren kenne und schätze – einige einleitende Worte zu dieser Ausstellung zu sagen, zu der Arbeit von ihm als Photojournalisten und Künstler (das ist in seinem Fall kein Widerspruch) – und zu einigen Aspekten des Menschen, der hinter diesen hier zu sehenden Arbeiten steht – zu seinem Denken, zu dem Auftrag, den er sich selber gibt. Ich erspare Ihnen dafür – denn ich hoffe, dies lässt sich hier irgendwo in der Ausstellung notiert finden – den Hinweis auf all die herausragenden Publikationen in denen Böwigs Werk bereits weltweit veröffentlicht wurde und auch auf die Nennung all der Preise, die er dafür erhalten hat.
Seit 2020 trage ich eine kleine Karte bei mir. Sie ist einer ID-Karte nachempfunden – auf der Vorderseite versehen mit einer Nummer – 39.159 – auf der Rückseite mit dem Namen

Mohammad O. Eyman
Geschlecht: männlich
Alter: 26
Herkunft: Sudan
Gestorben am
17.10. 2016
„harassed and beaten to death by traffickers in camp near Norrent-Fortes in
Calais“ – von Menschenhändlern in einem Lager bei Norrent-Fortes in Calais schikaniert und zu Tode geprügelt.

Wolf gab sie mir, als er mir an einem verregneten, grauen Morgen in Hannover eine Führung durch seine Installation 40.555 auf dem Weißkreuzplatz gab. Auf Lastwagenplanen notiert und auf die Wiese zwischen Hauptbahnhof und Einkaufsmeile aufgestellt, waren Listen zu sehen, endlose Listen mit abertausenden Namen, jenen titelgebenden 40.555. Aufgebaut hatte er einen Klage- und Erinnerungsort ganz in der Tradition des „say their names“. Wer ihn aufsuchte, konnte bzw. war dazu aufgefordert, eine von diesen kleinen Plastikkarten an sich zu nehmen – um zumindest die Zeugenschaft für einen der Namen zu übernehmen von den kaum mehr zählbaren Menschen, die im letzten Vierteljahrhundert auf der Flucht zu uns an den Grenzen Europas ums Leben gekommen sind. Damals zeitgleich gegenüber – ebenfalls im öffentlichen Raum, an der Außenfassade des Kulturzentrums Pavillon angebracht – konnte man Böwigs Bildserie „Signum Mortis“, Zeichen des Todes betrachten. Seit den Jugoslawienkriegen hatte er zahlreiche Reportagen entlang dieser Route gemacht, einer seit Jahrzehnten unter ethnischen Konflikten und Krieg leidenden Region und – eben – Schauplatz großer Fluchtbewegungen. Wolf Böwigs Werk ist zweifelsohne ein Appell – ein eindringlicher, intensiver, manchmal schwer erträglicher, aber auch ein nachdenklicher. Es mutet uns viel zu, aber zugleich erweist es sich auf eine – zugegebenermaßen schwer zu bestimmende Weise – als tröstlich. Vielleicht, weil es davon zeugt, dass es Menschen wie ihn gibt, Menschen, denen es nicht egal ist, was passiert, Menschen, die die Kraft aufbringen hinzuschauen, die Begegnungen mit den stattfindenden Gewalttaten, von denen wir uns keinen Begriff machen, nicht scheuen, Menschen, die sich nicht an den Anblick des Mordens gewöhnen und die – das vor allem – nicht müde werden, darauf hinzuweisen, dass all das Gewaltsame menschengemacht ist, dass es Alternativen gäbe, dass es noch immer um die Würde des Einzelnen zu kämpfen gilt. Bei allem Schrecken tröstlich ist es auch, weil Menschen wie er, darum wissen, wie schwer der Umgang mit all dem ist, dass es einen verändert, dass das Begreifen einen langen, verschlungenen Weg nimmt und unabgeschlossen bleibt. Und darin liegt vielleicht der Händedruck, den dieser Künstler und Photojournalist uns mit seinen Arbeiten gibt.

Das erste Mal begegnete ich Wolf Böwig 2009 im Flur des Schauspielhauses hier in
dieser Stadt. Ich war dort als Dramaturgin engagiert. Wir hatten gerade die Leitung übernommen. Wolf hatte sich angekündigt, er bräuchte die Außenfassade des Theaters. Er sei Fotograf, gerade von einer Reise zurückgekehrt, bald schon würde er zu einer nächsten aufbrechen, der geplante Aufenthalt in seiner Heimatstadt Hannover sei nur kurz anberaumt. Er hatte Mappen unterm Arm, Schachteln – viele – , er breitete den Inhalt vor uns aus und erzählte so passioniert von den Hintergründen der vor uns liegenden höchst eindrucksvollen Bilder, dass wir unsere Beschämung tunlichst zu verbergen suchten, denn wir hatten keine Ahnung, wovon er sprach, kein Wissen – oder doch nur ein sehr schemenhaftes – um die Konfliktherde in Westafrika, deren Dokumentation hier vor uns lag, kein Wissen um deren Bedeutung für uns, um die Verbrechen, an denen wir durch die Geschichte, aber auch die gegenwärtige Politik teilhatten…. Er zeigte uns an diesem Tag seine Fotoserie „Kurosafrica“, die das Elend der vom Bürgerkrieg verwüsteten Länder Afrikas entlang des 10. Breitengrads verfolgt. In ihr begegnete ich zum ersten Mal Morie in seinem Dorf Bendu Malen in Sierra Leone, wie er beim Aushub eines Massengrabs zuschaut (man sieht ihn nur von hinten als Umriss). Das Massaker an der Bevölkerung – es waren 1200 Einwohner*innen – hatte Morie als Fünfjähriger als einziger überlebt. Die Rebellen hatten ihn bewusst verschont – zynischerweise -, damit er Zeugnis ablegen könne über das, was geschehen ist. Diesen Jungen wird Böwig immer wieder in verschiedenen Zeitabständen aufsuchen. Er behält generell zu den von ihm Porträtierten eine treue Verbindlichkeit. Verbindlichkeit – das ist eine Charaktereigenschaft, die ich mit Wolf zutiefst verbinde. In der Serien „Kurosafrica“ begegnete ich auch einem Kindersoldaten aus Liberia – mit einem verhärteten, fast greisen Gesichtsausdruck. Er hörte auf den Namen „face of war“ – einen anderen kannte er nicht. Wo sickert die begangene und erlittene Gewalt hin, nachdem sie stattgefunden hat, wo hinterlässt sie Spuren, woran ist sie noch lesbar?

Gemeinsam mit dem Grafiker Christoph Ermisch hatte er die Ausstellung unter dem Titel „reporting violence“ an unserer Hausfassade schon entworfen und gestaltet, auf einem Blatt skizziert und in einer Photomontage visualisiert. Das war schlagend. Wir waren fasziniert von seiner Verve, der Notwendigkeit und Dringlichkeit, mit der er sein Anliegen vortrug. Es sollte die erste gemeinsame Unternehmung werden, der weitere folgten – jeweils kenntnisreich flankiert und eingeordnet von dem jüngst verstorbenen Historiker und Freund Habbo Knoch, der als Redner für diese Ausstellung heute schmerzlich fehlt …

Böwig sucht für seine Themen Sichtbarkeit, gerade dort, wo man sie nicht erwartet. Er gibt sich nicht zufrieden mit der Veröffentlichung in Zeitungen und Fachpublikationen, er sucht immer die größtmögliche Öffentlichkeit – darum geht er wiederholt in den Stadtraum, in Schulen, in Kirchen, fragt nach den Fassaden öffentlicher Gebäude, den Grünflächen – und er investiert sich dafür persönlich unermüdlich. Er putzt Klinken, überzeugt Skeptiker, sammelt Gelder, steht bei Wind und Wetter parat, um Interessierten nähere Informationen zu seinen Bildern zu geben. Er ist sich nicht zu schade dafür zu werben, weil er weiß, dass es ihm niemand abnimmt. Niemand hat gesehen, was er gesehen hat.

Die Reaktion unseres Theaterpublikums war – gelinde gesagt – gespalten. Die einen schauten hin, öffneten und informierten sich, die anderen waren empört, dass das Schauspielhaus Ihnen solche Bilder zumutete auf dem arglosen Weg zur Abendunterhaltung. Doch ein vom Elend der Welt unbeschwertes Gemüt des Bürgers ist kein Belang, zu dessen Schutz Grundrechtspositionen eingeschränkt werden dürfen – so der schöne Wortlaut eines Urteils unseres Verfassungsgerichts … Darauf wollten wir hinweisen. Die Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse in jenen Regionen Afrikas würden – so unsere Überlegung – vielleicht das Verständnis erleichtern, warum so viele Menschen von dort Schutz in anderen Ländern, auch in Deutschland, suchten (und noch suchen). Dafür war uns diese – als Irritation und Zumutung bewertete – Konfrontation es wert. Dabei – das werden Sie sehen – haben Böwigs Fotografien nichts mit dem gängigen Sensationsjournalismus zu tun. Sie reihen sich nicht ein in die massenhafte Bebilderung von Folter und Tötung, dem grellen Bilderrauschen, das uns unter dem Vorwand, mit Berichten über Gewalt die Augen zu öffnen, uns eher erblinden lässt. Wolf Böwig verweigert konsequent „die Droge Blut“, wie er es selbst einmal nannte und mit der die Massenmedien handeln. Das macht seine Bilder so besonders. Er sucht das Gegenteil von Schockmomenten, er scheint seine Aufgabe darin zu sehen, in diesen von ihm bereisten Gewalträumen der Welt das Wie des Überlebens zu protokollieren. Sein langjähriger Wegbegleiter auf diesen Reisen, der portugiesische Autor Pedro Rosa Mendes, schrieb einmal: „Wir suchen nach Blumen, wo der Wald in Brand gesteckt wurde.“ Wolfs Tätigkeit geht denn auch über die Zeugenschaft der Krisen und Kriege hinaus. Sie scheint sich vielmehr verpflichtet, Hoffnung zu stiften, Würde zurückzugewinnen. Dafür lebt er seit Jahrzehnten ein Leben im Ausnahmezustand, bereist Regionen der Welt, in der physische Gewalt bis zur Entmenschlichung an der Tagesordnung ist. Er ist dauernd auf Sendung, angezündet. „Verzweifelt er manchmal?“ , habe ich ihn gefragt. Er halte es mit dem Stoizismus, er begreift seine Tätigkeit als biografische Notwendigkeit. In einem nächsten Leben allerdings würde er gerne etwas anderes tun, ist seine Antwort.
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upcoming – september 25


first layouts for poster


1m2 Menschenrecht

Das Zentrum dieser Ausstellung bilden drei Bannerflächen vor der Bethlehemkirche, auf denen beidseitig Bildfolgen des Kriegsfotografen Wolf Böwig zu sehen sind. Sie sind zusammengestellt zu den Themenbereichen: Emslandlager, Ukraine, Balkan und EUAußengrenzen. Orte, an denen Krieg und Menschenrechtsverletzungen stattfand und stattfinden und die Wolf Böwig persönlich besucht hat. Als Fotograf präsentiert er uns Fotos des Schreckens und der Gewalt, aber auch Szenen, in denen Menschen innerhalb des „Chaos“ und der Zerstörung versuchen, eine Art normales Leben aufrechtzuerhalten. Die Fotos zeigen uns nur den Bruchteil einer Sekunde, die Zeit steht still. Wir erleben kein Vorher oder Nachher, der Fotograf, der in genau diesem Moment auf den Auslöser gedrückt hat, jedoch sehr wohl. Als Künstler hat Böwig diese Fotos mit diversen Techniken bearbeitet und verfremdet und neben Namenslisten, Landkarten, Zeitungsausschnitten und Tagebucheintragungen plaziert. Dadurch werden die Fotos aus dem Stillstand gelöst und in einen sehr persönlichen Zusammenhang gerückt, der uns einerseits tief in seine Welt schauen läßt und uns andererseits die Möglichkeit eröffnet, selbst zu entscheiden, wie tief wir in das Grauen einsteigen und die Geschichte der Bilder entschlüsseln wollen. Wenn Wolf Böwig, wie er sagt, mit dieser Ausstellung die Frage stellen will: “Wie wollen wir leben?“, kann eine Antwort in der Struktur dieser Ausstellung liegen. Im Katalog finden wir eine Grafik: Hannover auf einer Landkarte, im Zentrum eines Kreises, mit nach außen weisenden Pfeilen an die Orte, die auf den Bannerflächen dokumentiert sind. Wir befinden uns, wenn wir die Ausstellung und die sie begleitenden Aktionen und Projekte besuchen, in einer ähnlichen Situation, aber mit ermutigenden Vorzeichen. Die Bannerflächen bilden das Zentrum und davon ausgehend können wir im Stadtteil an Veranstaltungen teilnehmen, die im Katalog vorgestellt werden. Wir können an verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, zusammenkommen. Wir werden an Menschenrechtsverletzungen erinnert und deren Mechanismen werden aufgedeckt. Wir können den Zusammenhalt im Stadtteil stärken, uns persönlich kennenlernen, Solidarität entwickeln. Dieses Netz von Kunst und gesellschaftlichem Engagement, das hier im Katalog dargestellt wird, ist auf der lokalen Ebene das beste Gegengewicht zu der globalen Unsicherheit die uns gerade jetzt so hilflos fühlen lässt.


Gudrun Meischner, Quartier e.V.


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for Thilo. for Habbo.

WAR, again and always

ERÖFFNUNG
Fr. 02.05. | 19:00 – Einführung von Judith Gerstenberg (19:30)
DISKUSSIONSRUNDE zum 80. »Tag der Befreiung«
Do. 08.05. | 18:30
ANIMATIONSFILM »Reporting Violence«, DEU 2014 + Gespräch
Do. 15.05. | 18:30
FILMVORFÜHRUNG »La Haine (Hass)«, Mathieu Kassovitz, FRA 1995
Do. 22.05. | 18:30
KÜNSTLERGESPRÄCH + BRUNCH&BUCH in residence
So. 25.05. | 16:00
LAUFZEIT
02.05. – 25.05.2025
ÖFFNUNGSZEITEN
Sa. – So. | 13:00 – 18:00


Rauschen gegenüber wortloser Stille in der Fotografie. Das Werk Wolf Böwigs ist ständig im Sturm. Immer respektvoll für die Menschen, ihre vergehenden Momente, ihre Namen. Wohin mit all dem Wissen, den Kontexten, ihren Geschichten – wohin mit sich selbst?
Ein Teil der Werke stellen künstlerische Interventionen dar, andere zeigen die thematische Ansprache im Kanon der Bilder über Krisengebiete und Kriege. Neben dem Dokumentarischen wird die mitfühlende Tiefe ausdrucksstark in umfassenden Collagen zur Stilsprache des Künstlers, zu seinem Forum und Refugium – einladend all dies zu teilen.

Arne K. Fischer | Galerie Bohai e.V.

Gedenkveranstaltung
Universität zu Köln, 25.04.2025
für Prof. Dr. Habbo Knoch

lost and found: John le Carré. Alle Arten von Verrat – du März 1998


Über das Recht, Freunde zu kritisieren
Vortrag vor der anglo-israelischen Gesellschaft London

Ende 1947 – die Asche des Zweiten Weltkrieges war noch nicht abgekühlt – gelang es mir, die noch ungeschönten Lager von Bergen-Belsen und Dachau zu besuchen. Und bis zum heutigen Tag gibt es nichts, kein Museum, keinen Film, wie gut sonst auch immer, nicht einmal ein Buch, das sich in der Wirkung mit dem lebendigen Eindruck vergleichen liesse, den diese Orte, nur zwei Jahre, nachdem dort die letzten Insassen umgebracht und die Überlebenden befreit worden waren, auf mich gemacht haben.

Diese gesichtslosen Menschen haben anscheinend vergessen, falls sie es denn je gewußt haben, dass das 20.Jahrhundert – oder irgendein anderes Jahrhundert – nicht von den Neinsagern, sondern von den Jasagern zugrunde gerichtet wurde. Von den Konformisten, …, denjenigen, die nichts zu sagen wagten oder Dinge sagten, die sie selbst nicht glaubten.

Ich bedaure sehr, dass ich auf sie gehört habe. Ich hätte mich niemals auf diese Korrektheitssprache und diese Gedankenpolizei einlassen sollen. Ich hätte sagen sollen: Ich weiß, wo mein Herz schlägt, ihr wißt es nicht. Ich hätte meine Gedanken und Gefühle aussprechen und mich jeder Kritik stellen sollen. Es gab einmal die Zeiten, als wir (als Schriftsteller) einander zusprachen, dass dies der einzig richtige Weg ist.

Die anständigen Nationen bilden eine Familie. Gute Männer und Frauen jeder Nation sind es einander schuldig, die Wahrheit gegen die zu verteidigen, die sie immer raffinierter zu manipulieren wissen.


John le Carré. Alle Arten von Verrat

 

 

RIP: K. †march 30th


Failing and Flying
Everyone forgets that Icarus also flew.

It’s the same when love comes to an end,
or the marriage fails and people say
they knew it was a mistake, that everybody
s
aid it would never work. That she was
old enough to know better. But anything
worth doing is worth doing badly.
Like being there by that summer ocean
on the other side of the island while
love was fading out of her, the stars
burning so extravagantly those nights that
anyone could tell you they would never last.
Every morning she was asleep in my bed
like a visitation, the gentleness in her
like antelope standing in the dawn mist.
Each afternoon I watched her coming back
through the hot stony field after swimming,
the sea light behind her and the huge sky
on the other side of that. Listened to her
while we ate lunch. How can they say
the marriage failed? Like the people who
came back from Provence (when it was Provence)
and said it was pretty but the food was greasy.
I believe Icarus was not failing as he fell,
but just coming to the end of his triumph.

by Jack Gilbert from Refusing Heaven

april 2025



april 29th

april 28th
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RIP: Chloë †march 24th


Wo ist das Leben, das wir beim Leben verloren haben? Wo ist die Weisheit, die wir an das Wissen verloren haben? Wo ist das Wissen, das wir an die Information verloren haben sagte Eliot sagte Habbo sagte Thilo

Ungeduld des Herzens – Stefan Zweig



Als Strafe, als gerechte Rache hätte ich es wahrscheinlich empfunden selber hilflos ein Krüppel zu werden. Beute jedes fremden Mitleids weil das Meine damals zu feige-, zu schwächlich gewesen war.


 

Der junge Soldat Hofmiller wird auf das Schloss des Herrn von Kekesfalva eingeladen. Die Abendgesellschaft ist ein voller Erfolg: Das Essen ist köstlich, der Wein erlesen, und Hofmiller gelingt es, eine amüsante Anekdote nach der anderen zum Besten zu geben. Betört von seinem Erfolg fordert er zum Abschluss des berauschenden Abends das Mädchen Edith, die Tochter des Schlossherren, zum Tanz auf. Doch Edith wird erst bleich und beginnt dann zu zittern; die Frauen, die sie flankieren, sind zutiefst geschockt. Hofmiller begreift, dass er einen Fauxpas begangen hat, aber erst als ihn Ediths Cousine aufklärt, dass Edith gelähmt ist, begreift er das Ausmaß seines Vergehens und flieht Hals über Kopf aus dem Schloss. Am nächsten Morgen schickt er einen Blumenstrauß, um sich zu entschuldigen und Edith kontert mit einer Einladung zum Tee. Schon bald ist Hofmiller täglicher Gast im Schloss, genießt die Gastfreundschaft der Familie und merkt nicht, dass sich die psychisch labile Edith unsterblich in ihn verliebt hat. Als Hofmiller die Wahrheit begreift, macht er ihr einen Heiratsantrag, doch als Edith erkennt, dass dies aus Mitleid geschehen ist, schlägt die anfängliche Freude in verzweifelte Wut und Rachsucht um…

»Ungeduld des Herzens«, der einzige Roman, den Stefan Zweig zu Ende schrieb, setzt sich mit der Frage auseinander, was wahres Mitleid ist, und wie schwierig es ist, wirklich mit einem anderen Menschen zu leiden. 

Ungeduld des Herzens

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