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1m2 Menschenrecht
Das Zentrum dieser Ausstellung bilden drei Bannerflächen vor der Bethlehemkirche, auf denen beidseitig Bildfolgen des Kriegsfotografen Wolf Böwig zu sehen sind. Sie sind zusammengestellt zu den Themenbereichen: Emslandlager, Ukraine, Balkan und EUAußengrenzen. Orte, an denen Krieg und Menschenrechtsverletzungen stattfand und stattfinden und die Wolf Böwig persönlich besucht hat. Als Fotograf präsentiert er uns Fotos des Schreckens und der Gewalt, aber auch Szenen, in denen Menschen innerhalb des „Chaos“ und der Zerstörung versuchen, eine Art normales Leben aufrechtzuerhalten. Die Fotos zeigen uns nur den Bruchteil einer Sekunde, die Zeit steht still. Wir erleben kein Vorher oder Nachher, der Fotograf, der in genau diesem Moment auf den Auslöser gedrückt hat, jedoch sehr wohl. Als Künstler hat Böwig diese Fotos mit diversen Techniken bearbeitet und verfremdet und neben Namenslisten, Landkarten, Zeitungsausschnitten und Tagebucheintragungen plaziert. Dadurch werden die Fotos aus dem Stillstand gelöst und in einen sehr persönlichen Zusammenhang gerückt, der uns einerseits tief in seine Welt schauen läßt und uns andererseits die Möglichkeit eröffnet, selbst zu entscheiden, wie tief wir in das Grauen einsteigen und die Geschichte der Bilder entschlüsseln wollen. Wenn Wolf Böwig, wie er sagt, mit dieser Ausstellung die Frage stellen will: “Wie wollen wir leben?“, kann eine Antwort in der Struktur dieser Ausstellung liegen. Im Katalog finden wir eine Grafik: Hannover auf einer Landkarte, im Zentrum eines Kreises, mit nach außen weisenden Pfeilen an die Orte, die auf den Bannerflächen dokumentiert sind. Wir befinden uns, wenn wir die Ausstellung und die sie begleitenden Aktionen und Projekte besuchen, in einer ähnlichen Situation, aber mit ermutigenden Vorzeichen. Die Bannerflächen bilden das Zentrum und davon ausgehend können wir im Stadtteil an Veranstaltungen teilnehmen, die im Katalog vorgestellt werden. Wir können an verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, zusammenkommen. Wir werden an Menschenrechtsverletzungen erinnert und deren Mechanismen werden aufgedeckt. Wir können den Zusammenhalt im Stadtteil stärken, uns persönlich kennenlernen, Solidarität entwickeln. Dieses Netz von Kunst und gesellschaftlichem Engagement, das hier im Katalog dargestellt wird, ist auf der lokalen Ebene das beste Gegengewicht zu der globalen Unsicherheit die uns gerade jetzt so hilflos fühlen lässt.
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Gudrun Meischner, Quartier e.V.