Habbo Knoch – Die neue Unfähigkeit zu trauern



Die Fähigkeit zu trauern hätte uns anders durch die Pandemie führen können. Ohne die Verdrängung der Toten hätten wir einen anderen Diskurs darüber führen können, was uns als Gesellschaft wichtig ist. Warum haben wir uns nicht früh zum Ziel gesetzt, eine Null-Toleranz-Politik mit Blick auf die Toten zu verfolgen? Sprachen dagegen nur pragmatische Gründe und solche der Zurechenbarkeit? Nein: Die Herausforderung war zu groß. Die Coronatoten erinnern uns an die relativ guten Umstände, mit denen wir es letztlich doch in der breiten Mehrheit bislang durch die Pandemie geschafft haben. Über die Trauer um die Toten zu einem kritischen Blick auf uns selbst zu gelangen, ist vielleicht zu früh, vielleicht zu viel verlangt. Aber wir sollten damit nicht warten, bis uns von den Coronakindern unsere Unfähigkeit zu trauern vorgeworfen und deren Aufarbeitung eingefordert wird. Mit einer solchen Konstellation hat dieses Land zwar leider viel Erfahrungen machen müssen, aber eben nicht nur gute.

Die neue Unfähigkeit zu trauern

RIP: Mustafa

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