lost and found:

NZZ, 4|5 Februar 2006



Wir hatten inzwischen Manfred Jacobs getroffen, Mitarbeiter einer namibischen NGO, die sich um die Umsetzung der Landreform kümmert. Manfred war für eine Sitzung nachWindhoek gekommen, arbeitete sonst aber an einem Wiederansiedlungsprojekt im Norden. Nun sass er im Aufenthaltsraum einer einfachen christlichen Herberge und erzählte, was er vom Thema Landreform in Namibia hält: nicht viel. Eigentlich sogar überhaupt nichts. Die Regierung versage. Sie investiere in eine Idee, die sie nicht verwirklichen könne. Manfred erzählte von den Zuständen in den von ihr betreuten Siedlungen. Die Menschen haben zwar Land aus weissem Besitz erhalten, aber es fehlt ihnen jegliches Wissen, um ein Grundstück zu bebauen. Die Regierung sollte sie unterstützen, kann aber nicht, weil sie alle Mittel in den Aufkauf neuen Landes investiert. Ehe eine defekte Wasserpumpe repariert werde, verstrichen oft
Wochen; in dieser Zeit sei die Ernte vertrocknet. Die Produktivität der unter weisser Hand einst blühenden Farmen sinke praktisch auf null. Schliesslich werde wieder Landwirtschaft betrieben wie vor hundert Jahren: von der Hand in den Mund. Wie soll das Land da überleben? Manfred klang resigniert, und er liess keinen Zweifel daran, dass er in seine Analyse auch die Zukunft von Ongombo West einschloss. – Manfred ist kein Weisser; er kritisierte seine eigene Regierung


Ein Bauernopfer ?

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