FAZ; 7.6.2018

GTR Teil 5

von Habbo Knoch

Delhi – Gestaut: Der Connaught Place im Zentrum von Neu-Delhi – kreisrund, ein Strahlenkranz wichtiger Verbindungsstraßen, in mehreren Ringen üppig umbaut. Die einhundert Jahre alte Oase der Moderne steht für einen kolonialen Traum: Indien als Planstadt. Doch er zerschellte am gewieften Eigensinn von Freiheitskämpfern wie Gandhi oder Talwar, dem Meisterspion. Als „Silver“ pendelte er gewandt zwischen Afghanistan und Indien, schickte aus dem Königspalast falsche Nachrichten an die Nazis und hielt fünf Großmächte auf Trab. Ein Muster fürs Ganze: Der Subkontinent lernte Demokratie, eine mit starken Führern und flexiblen Regeln. Neuerdings hat ein nationalistischer Hinduismus die Hauptstadt übernommen – mit Modi als Superheld. 2002 ließ er den antimuslimischen Pogrom im Gujarat geschehen. Mit seinen Triumphen werden die Feindlinien neu gezogen. Nun begeht „Verrat“, wer Rindfleisch isst, muslimisch glaubt oder beides tut. Wird Religion derart politisch, gerät die Toleranz schnell ins Gedränge der Gewalt und vermag keine Kreise mehr zu ziehen.

 

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