FAZ; 3.1.2019

GTR Teil 11

von Habbo Knoch

Salang – Geschlagen: Die Ernüchterung über den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan hat Tradition. Am Hindukusch ist kaum etwas zu gewinnen. Dennoch war die Sowjetunion 1979 siegesgewiss: Die Anlage des zeitweilig höchst gelegenen Straßentunnels der Welt unterhalb des Salang-Passes sollte einen leichten Weg in den Süden des Landes ebnen. Vergeblich. Seitdem ist das Land im dauernden Ausnahmezustand. Immer wieder kehrt der Krieg auch nach Salang zurück. Die Region hielten die Taliban und ihre Radikalisierung des Religiösen jahrelang in Acht und Bann. Bis heute zerstören Anschläge immer wieder Hoffnungen auf Frieden. Ob Salang, das Flüchtlingsmädchen aus den Bergen, ihn je erleben wird? Ohnehin zählt der Staat in den autonomen Stammesgebieten der „Afpak“-Region, wie Militärs das Krisengebiet nennen, nicht viel. Wer hier keine Waffe hat, braucht viel Gottvertrauen. Doch hüte sich, wer der einen oder anderen Regierung zu nahe tritt: Geheimdienstberserker beweisen einander zu gern ihre Autorität. Schlagen sie zu und lassen ihre Opfer dann am Grenzsaum einfach liegen, dauert der Weg ins andere Land länger als ohnehin schon, nicht ohne Opium gegen den Schmerz und zynische Patronenspiele mit Soldaten. Genauso ist es Glückssache, in Kabul einem Selbstmordattentäter zu entkommen.

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