FAZ; 22.3.2018

GTR Teil 3

von Habbo Knoch

Kalkutta Überfordert: Wer nicht fliegt, braucht für die zweihundertfünfzig Kilometer von Dhaka nach Kalkutta (Kolkata) gut einen Tag. Hier waren 1947 und 1971, als Indien und Bangladesh entstanden, Millionen auf der Flucht, zumeist Hindus. Bengalens Schmelztiegel Kalkutta litt als „sterbende Stadt“ und die Welt mit Mutter Theresa. Wie Blut hingegen schimmert ein anderes Wahrzeichen: das von Kolonialbauten gesäumte Bassin Lal Dighi. An dessen Rand bündelt eine sauber abgetrennte Hand wie zufällig die immer wieder aufbrechende Gewalt. Als spätes Erbe der britischen Herrschaft spukt auf den Straßen von Kalkutta ein besonderer Geist der politischen Revolte. Genau wie im von Armut gezeichneten Narkeldanga Distrikt, wo schon damals Zehntausende sehnsüchtig auf die Verkündung der neuen Freiheit warteten. Doch befreit sind hier nur die wenigsten – wie so viele Gestrandete und Heimatlose in einer Stadt, die seit langem auf ihren Aufbruch zu warten scheint.

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