Am Theater Freiburg zeigte Wolf Böwig am 15. November 2011 Bilder aus Afghanistan und Pakistan als Begleitprogramm zu »Eine Stille für Frau Schirakesch« von Theresia Walser. Sie hat mit der »Stille« eine Kriegsgroteske geschrieben und diskutierte mit ihm über das Zusammenwirken von Kriegsrealität, Kunst und Medien.
EINE STILLE FÜR FRAU SCHIRAKESCH
Kriegsgroteske von Theresia Walser Der Countdown läuft. In 77 Minuten wird Frau Schirakesch auf dem Marktplatz von Tschundakar gesteinigt. An einem Ort, dessen Nähe zur Gefahrenzone ungewiss bleibt, versammeln sich sechs Menschen. Sie alle sind mit »etwas Großem« in Berührung gekommen: dem Krieg. Man übt sich in dem, was später öffentlich gesagt werden muss, und blickt mit gemischten Gefühlen dem medialen Live-Auftritt entgegen. In der Mitte ihrer Köpfe setzt sich Frau Schirakesch fest, die Frau unter der Burka. Sie wird zum Symbol für den Feldzug, den die Demokratie im Namen der Menschenrechte führt. Die Freiburger Autorin Theresia Walser entfesselt einen Krieg der Worte. Das überhitzte Positionsgefecht ihrer Figuren erzählt von der Schwierigkeit, überhaupt einen produktiven gesellschaftlichen Diskurs über das zu führen, was seit kurzem auch in der Politik wieder als »Krieg« benannt werden darf.