FAZ; 26.4.2018

GTR Teil 4

von Habbo Knoch

Shimla Geteilt: Stundenlang hat sich der überfüllte Zug im nordindischen Himalaya auf mehr als zweitausend Meter gequält. Nach Hunderten von Kurven, Brücken und Tunneln ist die frühere Sommerresidenz der britischen Krone erreicht. Inzwischen starten in Shimla sichere Rundreisen. Doch die Ruhe trügt. Wie Rom auf sieben Hügeln gebaut, hat auch diese Stadt so viele Verhandlungen wie Enttäuschte gesehen. Drei Abkommen schnitten im 20. Jahrhundert mit ihren „lines of control“ die stolzen Regionen Kaschmir und Tibet zurecht. Sie rissen Wunden in Staaten wie die häufigen Blitze in den bedrohlich dunklen Berghimmel. Drei Kriege brachten keinen Frieden. Indien und Pakistan legen ihre Lunten weiterhin unnachgiebig an das „Pulverfass“ Kaschmir. Dort zündeln lange geduldete Autonomie, willkürliche Teilungen, staatliche Unterdrückung und religiöse Konflikte. Auch nach mehr als 40.000 Toten allein in den letzten dreißig Jahren fliegen in der Hauptstadt Srinagar weiterhin „Stones of Fury“, wie das Magazin„Frontline“ titelt. Und nicht nur Steine.

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