FAZ; 14.2.2018

GTR Teil 2

von Habbo Knoch

Dhaka – Geladen: In den alten Gassen von Dhaka, Bangladeshs rasant wachender Slummetropole am Ufer des verseuchten Burigonga, leben Muslime, Hindus und Christen dicht an dicht zusammen. Hier vergeht kaum ein Tag ohne Provokation, Zerstörung und Mord. Religiöse, soziale und politische Motive bilden ein unauflösbares Knäuel. Der Hauptkonflikt: Bengalische Hindus werden seit dem Unabhängigkeitskrieg von 1971 als „Verräter“ diskriminiert. Ihre heutigen Gegner, gut vernetzte Islamisten, haben in Old Dhaka eine willkommene Basis gefunden. Zu Ramadan lassen sie hier mehr Korane drucken, als es Macheten in Ruanda während des Völkermords gab. Gandhis Ideale sind so weit weg wie die königliche Weisheit des verehrten Elefanten. Es ist wie in Hermann Melvilles Erzählung „Bartleby, der Schreiber“: Die Gründe für Bartleby, das Gebotene zu verweigern, liegen im Dunkeln. Aber alles steuert unaufhaltsam auf die nächste Eskalation zu.

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